In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Product Data Management (PDM) grundlegend verändert. Was früher als reines Werkzeug zur Zeichnungsverwaltung begann, ist heute ein zentraler Baustein digitaler Produktentstehung. Und die nächsten Jahre werden das PDM erneut transformieren - hin zu intelligenten Plattformen, die weit über die klassische Datenverwaltung hinausgehen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick zurück - und nach vorn.
PDM der letzten 20 Jahre: Von der Zeichnungsablage zum digitalen Rückgrat
1. Von Dateien zu Daten - ein Paradigmenwechsel
Vor 20 Jahren standen im PDM vor allem Dateien im Mittelpunkt: CAD-Modelle, Zeichnungen, Office-Dokumente. PDM-Systeme verwalteten diese sicher, boten Versionierung, Freigaben und Suchfunktionen.
Heute rückt der Datenbezug stärker in den Fokus: Metadaten, Beziehungen, Stücklisteninformationen. Moderne Systeme sind integrierter, granularer und näher an den realen Prozessen.
2. Standardisierung als Treiber
In den frühen 2000ern hatte jedes Unternehmen seine eigenen Strukturen: eigene Nummernsysteme, eigene Workflows, individuelle BOM-Logiken. Mit zunehmender Reife der PDM-Systeme setzte eine starke Standardisierung ein:
- Vordefinierte Lifecycle-Modelle
- Standardisierte Eigenschaften
- Schneller einsetzbare Best-Practice-Konfigurationen
- Harmonisierung zwischen Mechanik, Elektro und Software
Dadurch wurde PDM schneller implementierbar, wartbarer und stabiler.
3. Der Aufstieg der digitalen Stückliste (BOM)
Früher existierte die Stückliste primär im ERP. PDM lieferte CAD-Strukturen - aber selten eine echte "Single Source of Truth". Heute sind Engineering-BOMs, Variantenstrukturen und abteilungsübergreifende BOMs ein integraler PDM-Bestandteil. PDM-Systeme dienen zunehmend als Datenquelle für ERP, nicht mehr nur als Datenlieferant.
4. Integration statt Insellösungen
In den letzten Jahren haben Unternehmen gelernt: Isolierte Tools bremsen.
PDM wurde immer stärker verzahnt mit:
- CAD-Systemen
- ERP
- Projektmanagement
- Qualitätssicherung
- Manufacturing
Diese Vernetzung macht PDM heute zum Herzstück der digitalen Produktentstehung.
PDM in der Zukunft: Vom Datensafe zur intelligenten Plattform
Die nächsten Jahre werden das PDM noch stärker verändern als die letzten beiden Jahrzehnte. Denn ein neuer Treiber betritt die Bühne: AI und der Wandel vom System zur Plattform.
1. AI im PDM
AI wird PDM-Systeme auf neue Ebenen heben. Einige Beispiele:
- Intelligente Suche von Artikeln, Dateien und Metadaten
- Vorhersage von Änderungen und Auswirkungen
- Autonomes Erkennen von Dubletten auf CAD- und Item-Ebene
- Automatische Vervollständigung von Eigenschaften durch Mustererkennung
- Smarte Workflows, die Entscheidungen vorschlagen
Kurz: PDM wird vom passiven Speicher zum aktiven Assistenten des Engineers.
2. Vom PDM zur Item-Plattform
Viele Unternehmen verstehen inzwischen: Dateien sind nicht das Zentrum - Items sind es.
Das PDM der Zukunft wird daher eine Plattform, auf der:
- Items verwaltet werden
- Nummernservices zentral laufen
- Eigenschaften normiert werden
- BOMs generiert, verglichen und analysiert werden
- CAD-Daten Teil einer größeren Item-Struktur sind
PDM entwickelt sich hin zu einem digitalen Backbone, in dem alle produktrelevanten Informationen zusammenlaufen - unabhängig von CAD.
3. Neue Erwartungen an PDM-Systeme
Die Zukunft verlangt Systeme, die:
- API-getrieben sind
- Prozesse transparent über Abteilungsgrenzen hinweg verbinden
- Cloud- und On-Prem-Modelle flexibel kombinieren
- Daten zwischen Engineering, Produktion und Service konsistent halten
- Automatisierungen einfach ermöglichen
Engineering verändert sich - und PDM muss sich mitentwickeln.
4. PDM + Cloud + PLM = Ökosystem
Die Zukunft gehört Systemen, die nicht mehr isoliert sind, sondern in größeren Ökosystemen agieren:
- Cloud-basierte Dienste für Analyse, Suche und AI
- On-Prem-Komponenten für Performance, CAD-Nähe und Sicherheit
- Vernetzung mit PLM, ERP und MES in Echtzeit
PDM wird zunehmend ein integraler Teil eines PLM-Ökosystems, statt ein eigenständiges Werkzeug.
Fazit: PDM bleibt - aber es wird anders
Die Reise geht weiter: Vom Datenarchiv -> zur CAD-Verwaltung -> zur Item- und BOM-Plattform -> zur AI-gestützten Engineering-Zentrale.
Unternehmen, die frühzeitig auf flexible, integrierbare und AI-fähige PDM-Plattformen setzen, werden von effizienteren Prozessen, geringeren Fehlerquoten und einer durchgehend digitalen Wertschöpfung profitieren.
Die nächsten 20 Jahre werden spannender als die letzten.
Für mehr Infos kontaktieren Sie mich gern unter luca.henniges@mum.de.
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