Kommunale Wärmeplanung – besser gestern als morgen

von Frank Markus | Freitag, 11. August 2023

Die Wärmeplanung ist aktuell ein allgegenwärtiges Thema. Nachhaltige Energieversorgung ist eine drängende Herausforderung. Kommunen sind entscheidend, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Umsetzung erfordert einen ambitionierten Zeitplan. Best Practices zeigen, wie die Planung und Umsetzung gelingen können.

In einer Zeit, in der der Klimawandel immer bedrohlicher wird und fossile Brennstoffe langsam ihre Dominanz verlieren, rückt das Thema der kommunalen Wärmeplanung in den Fokus. Die nachhaltige Energieversorgung ist zweifellos eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Kommunen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung und können aktiv zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.

Warum ist kommunale Wärmeplanung so wichtig?

Die kommunale Wärmeplanung zielt darauf ab, die Wärmeversorgung in Städten und Gemeinden effizient und nachhaltig zu gestalten. Das bedeutet, erneuerbare Energiequellen und effiziente Technologien einzusetzen, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas voranzutreiben und gleichzeitig die CO2-Emissionen zu reduzieren. Immerhin wird etwa ein Viertel der gesamten in Deutschland verbrauchten Energie in privaten Haushalten benötigt (Umweltbundesamt, 2023).
Um diese Ziele zu erreichen, müssen Kommunen in einem ambitionierten Zeitplan arbeiten. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen, während kleinere Städte bis 2028 Zeit haben. Diese Planung durchläuft vier Phasen:

  1. Bestandsanalyse: In dieser Phase werden relevante Daten gesammelt, um den Gebäudebestand und -typen, die Versorgungs- und Energieinfrastruktur sowie den aktuellen Wärmebedarf zu analysieren.

  2. Potenzialanalyse: Hier werden die Möglichkeiten zur Energieeinsparung und die verfügbaren Potenziale für erneuerbare Energien ermittelt.

  3. Aufstellung Wärmeplan und Konzeptentwicklung: Es werden Maßnahmen, Prioritäten und Zeitpläne formuliert, um die Ziele der nachhaltigen Wärmeversorgung zu erreichen.

  4. Umsetzungsstrategie: Diese Phase beinhaltet das Management des gesamten Prozesses, einschließlich Nachhalten, Fortschreiben und Monitoring.

Herausforderungen und Unterstützung bei der Umsetzung

Eine Umfrage des Deutschen Städtetags mit 119 Mitgliedsstädten, welche im Mai 2023 durchgeführt wurde, zeigt, dass sich bereits 53 % der Mitgliedsstädte in einer der vier Umsetzungsphasen befinden. Die restlichen 47 % beschäftigen sich intensiv mit der Koordinierung und Planung: 

Abbildung 1: Stand der kommunalen Wärmeplanung bei Mitgliedsstädten des Deutschen Städtetages
(Quelle: Deutscher Städtetag)


In folgender Abbildung 2 werden die größten Herausforderungen im Zuge der Wärmeplanung benannt. Die Top 3 Herausforderungen stellen dabei die Abstimmung des Wärmekonzepts mit allen Beteiligten, der erhöhte Personalbedarf in der Verwaltung und die Planungsunsicherheit bezüglich zukünftiger Energieträger dar.

Abbildung 2: Die TOP 5 Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung (Quelle: Deutscher Städtetag)


Die gute Nachricht ist, dass es Unterstützung gibt. Zahlreiche Förderprogramme von Bund und Ländern stehen den Kommunen finanziell zur Verfügung, um die umfangreichen Investitionen in die kommunale Wärmeplanung zu erleichtern. Diese Programme, wie die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI), KfW Programme oder die Bundesförderung für effiziente Gebäude, können den Weg zur nachhaltigen Wärmeversorgung ebnen.

Best Practices nutzen

Es gibt bereits Beispiele für erfolgreiche, weit fortgeschrittene, kommunale Wärmeplanungen. So hat die Stadt Sindelfingen den Schritt von der Theorie in die Praxis getan. Die Stadt hat vielfältigste Datenquellen genutzt, um Heizungsarten und Energieverbrauch zu analysieren. Die Daten werden in der MuM-eigenen Software MapEdit zusammengeführt und ausgewertet. Weitere Auswertungen werden vom ifeu-Institut vorgenommen, um den Wärmeplan kontinuierlich zu aktualisieren und zu erweitern. Die Abteilung Geoinformation arbeitet stetig an der Verbesserung der Digitalisierung und der Standardisierung von Prozessen für die Wärmeplanung. Den ausführlichen Referenzbericht dazu finden Sie im nächsten MuM Magazin, welches im Oktober 2023 erscheint.

Abbildung 3: Viele Daten liegen bereits innerhalb des GIS vor oder werden dort eingepflegt.


Durch umfassende Lösungen kann also die Planung erleichtert werden: von der Erfassung und Dokumentation von Daten, über die Berechnungssysteme zur Auswertung von Verbrauchsdaten bis hin zur Erstellung von Wärmebedarfsprognosen, Kennwertberechnungen und CO2-Bilanzierungen. Diese Maßnahmen können nicht nur den Personalbedarf reduzieren, sondern auch dazu beitragen, den Plan kontinuierlich umzusetzen. Ebenso lassen sich daraus Anwendungen ableiten und auf andere Städte übertragen.

Fazit: Nachhaltige Wärmeversorgung für eine bessere Zukunft

Die kommunale Wärmeplanung ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die jedoch unausweichlich ist, wenn wir eine nachhaltige Zukunft anstreben. Kommunen spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung dieser Pläne, da sie individuelle Lösungen entwickeln können, die auf ihre Gegebenheiten zugeschnitten sind. Mit Unterstützung von Förderprogrammen und Beispielen wie der Stadt Sindelfingen können Städte und Gemeinden einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen leisten und den Weg für eine nachhaltige Wärmeversorgung ebnen – besser gestern als morgen.

Wir unterstützen Sie gerne in diesem Prozess.

 

Quellen:

Deutscher Städtetag (2023). So läuft die Wärmeplanung in den Städten. Umfragen des Deutschen Städtetages. https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Dezernat-6/2023/dst-umfrage-waermeplanung-in-den-staedten-2023.pdf


Kluge, C.; Bourgault, J.; Borghardt, S.; Schneller, A. (2023): Forschungsbericht. Empirische Untersuchungen zur Anwendungspraxis der kommunalen Wärmeplanung (KoWaP). Berlin: adelphi research gGmbH. https://adelphi.de/system/files/document/20230613_Forschungsbericht_KoWaP_adelphi.pdf


Umweltbundesamt (2023). Energieverbrauch privater Haushalte. https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/energieverbrauch-privater-haushalte#endenergieverbrauch-der-privaten-haushalte

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